Vortragsreise_2012

Vortragsreise von Wendell W. Yellow Bull und
„Shorty“ William Brewer
14.08.2012 bis 29.08.2012
Shorty, Andrea und Wendell im Louisenpark in Mannheim

 Bericht: Wendell W. Yellow Bull
Übersetzung: Astrid
Fotos: Andrea Cox


Pine Ridge Indian Reservation 2012:
Heute, wieder in meiner Heimat, denke ich zurück an die drei Wochen, die ich mit viel Freude bei meinen deutschen Verwandten verbracht habe, und ich danke zuallererst unserem Schöpfer “Wakan Tanka”, bitte um seinen Segen für alle Menschen und für Mutter Erde “Ina Maka”, und ich danke ihm für die gute Heimreise.

Als nächstes bete ich und bitte um Segen für unsere Freunde und Verwandten, die weit entfernt von uns in Deutschland leben, und für meine Hunkayapi-Familie. Ich sage allen Freunden in Deutschland “Wopila” - vielen Dank für die Unterstützung, die meiner Hunka-Schwester Andrea und meinem Bruder, Chris, meinem Neffen Nico und meiner neuen Schwiegertochter Sandra zuteilwurde.

Meine Geschichte wird aus Sicht eines Menschen dieser Erde erzählt, es sind die Menschen unserer beider Nationen, die zusammengekommen sind und einander begrüßt haben, mit gutem Herzen: „Hehani Waste“ und „Guten Morgen“.

Mir wurde eine Frage gestellt:
Was hältst du von Deutschen, die indianische Zeremonien, Tänze und Gesänge aufführen und indianisch zeremonielle Tanzkleidung tragen?

Meine Antwort lautet:
Ich sage zunächst “Danke” “Wopila Tanka” für diese Frage, die ein Mitglied des Stammes der Deutschen mir als einem Indianer gestellt hat. Was sagst Du als Indianer dazu, dass meine Verwandten hier die Tänze, Lieder und Kleidung der nordamerikanischen Indianer benutzen?

Zunächst: der Stamm der Deutschen setzt sich wohl zusammen aus verschiedenen Stammesnationen - in der Schweiz, in Frankreich, Österreich, Tschechien, den Niederlanden, in Deutschland aus Baden-Württemberg, Bayern, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, in Bremen und in Hamburg. Wie es scheint, behandeln sie einander mit großem Respekt und lernen von der Kultur des jeweils anderen. Das betrifft Sprache, Glaube und Wertvorstellungen, aber auch Tänze, zeremonielle Lieder und Trachten. Daran ist nichts Falsches, es ist gut und richtig, Lieder und Tänze anderer Völker zu lernen, andere Kulturen kennenzulernen. Auch wir tun dies in unserem täglichen Leben.

In diesem kulturellen Austausch lernen wir als Menschen voneinander. In der nordamerikanischen Kultur gibt es einen weiteren Aspekt, es ist die kulturelle und menschliche Verbindung.
Zum Beispiel:
Ein Großvater und sein Enkel in Deutschland lernen gemeinsam etwas über die nordamerikanische Kultur, aber dahinter steht auch, dass sich der Großvater und sein Enkel bei dieser gemeinsamen Beschäftigung näherkommen, sie vertiefen ihren Respekt voreinander und sie schaffen Erinnerungen, sie entwickeln ein tieferes Verständnis der nordamerikanischen Kultur und für deren heutige Situation. Und während sie ihr Verständnis und ihre Anerkennung für die nordamerikanischen Verwandten vertiefen, lehrt der Großvater seinem Enkel gleichfalls, die vielen Hindernisse des Lebens zu überwinden, so wie es die nordamerikanischen Indianer erlebt haben.


Damit meine ich auch: “WopilaTanka” {Danke} dafür, dass Ihr uns am Leben erhaltet, dass Ihr uns nicht dem Vergessen der großen Welt preisgebt.
Keep your Powwow going! – Macht weiter mit Eurem Powwow!


Ihr tut damit viel mehr, als Ihr auf den ersten Blick seht. Ihr baut damit eine Verbindung zu Eurem Volk, Ihr belebt Eure Lebensgeister und Ihr kommt als Familie zusammen. Also genau das, was Stämme und Völker tun. Und auch dafür, dass die Deutschen mit indianischer Abstammung einen Ort haben, zu dem sie gehen können, um ein Powwow zu besuchen und Verbindungen zu knüpfen zu Vertretern anderer Völker, um eine langanhaltende Verbindung zu anderen Menschen zu schaffen. Und auf diese Weise auch etwas über sich selbst zu erfahren.

Hier seien die Freunde und Unterstützer genannt, die uns erlaubt haben, nach Deutschland zu kommen und zeitweise Teil ihres Hauses und ihrer Familie zu sein.
Wopila!
Danke an Bernhard; Christian; Markus; Daniel und Claudi; Angie; Elke und Holger; Biker Club Lakota e.V.; Silvermoon Trading Post; Marita; Martina; Regina; Sven; Heinrich; Petra; Mickie; Grit; Yvonne; Lucia; Traumfänger Verlag und Kerstin die uns es ermöglichten nach Deutschland zu reisen.

Powwow in München
Wopila!
Danke an Bennie, den großartigen Powwow-Moderator und kola “Freund”, herzlichen Dank für das Flötenspiel für Delores, es hat sie tief berührt. Als sie die CD sah, hatte sie vor Freude einen dicken Kloß in ihrem Hals, sagt sie.

Danke für das Gebet und den Segen von Kathy, Ojibwa Indianerin, die für Delores tanzte und Tabak opferte. Delores sagt vielen Dank, sie ist sehr berührt von der Freundlichkeit und den Gebeten.

Danke für das Geschenk des Adlers, der Teil des Powwow in München war, und der nach einem Hund benannt wurde. Während Bennie Flöte spielte, wurde einer der Adler sehr ruhig und senkte seinen Kopf, um am Ende einen lauten Schrei auszustoßen. Ich werde immer an diese Adlerfeder denken, sie wird bei uns einen Ehrenplatz erhalten.

Danke an all die vielen, die uns beschenkten. Vor allem an einen jungen Mann, der uns eine Pfeilspitze gab, sie kam von Herzen. Dieses Geschenk wird Teil meines Lebenswegs. Danke für den Bustle und für die Trommel, der Bustle wird, nachdem wir ihn gesegnet haben, durch unseren Sohn Davis zum Powwow zurückkehren und die Trommel wird in unserer Schwitzhütte, als Teil der Sweatlodge-Zeremonien, von unserer Familie genutzt werden.

Danke an Andreas und Stephanie für den Kuchen, und einfach dafür, dass Ihr nach München gekommen seid, um Shorty und mich auf dem Powwow zu treffen.

Danke an Sebastian Hausler, den Besitzer des Powwow-Geländes, für all das Essen und für all die Geschenke und den Kuchen, dafür, dass wir ein Teil Deines Hauses und Deines Arbeitsplatzes sein konnten. “Wopila.” Während des Flötenspiels und danach habe ich Gebete für Deine Gesundheit gesprochen und um Segen für Dich und Deine Familie gebeten.

Danke an Chris und Andy für die großartige Unterstützung und Geschenke und unermüdliche Begleitung.
Danke für Delores Geschenk, das sie sich so sehr gewünscht hat, sie ist so glücklich darüber und sagt: „Wopila tanka“ von ganzem Herzen.
Wopila tanka.

Wopila an Iris die trotz extremer Hitze am Stand unermüdlichen Einsatz zeigte und auch auf dem Frankfurt Powwow mit Anja wieder im Einsatz war. Danke auch an Yvonne und Conny an unserem Spendenstand und für das Übersetzten. Danke an Claudia und Familie für den Geburtstagsschokoladenkuchen und die Herzlichkeit und Geschenke.


Meta und Edi:
Beide verwendeten ihre Freizeit, um uns ihr Heimatland Bayern zu zeigen, wir konnten die Berge sehen und die stille Landschaft. Das waren vier wunderschöne Tage in Bayern, ohne „großes Programm“.
Ich denke heute noch an das Ehepaar, die nach dem Essen in einem Restaurant zur Heimfahrt in ihren Traktor stiegen. So etwas gibt es wohl nur in Bayern. Und all die Burgen und Schlösser, die wir gesehen haben.
„König Brewer“ wird wohl jetzt zu Hause sein eigenes Schloss bauen.
Wir haben die großartigen Sehenswürdigkeiten in München gesehen, viele historische Gebäude und Attraktionen, und die typischen Speisen.

Nach der ausgiebigen Stadtbesichtigung kehrten wir zurück zu unserem Auto, das in einer Tiefgarage stand. Diese hatte nur einen einzigen Eingang, der gleichzeitig der Ausgang war. Wir gingen hinein und waren plötzlich wieder draußen, ziemlich perplex, da wir ja wussten, dass es nur einen Ein- und Ausgang gab. Wir standen eine Weile verwirrt herum, bis unser indianischer Scout William Brewer seine Fähigkeiten zeigte und herausfand, dass es da eine kleine scharfe Kurve gab, die wir einfach übersehen hatten. Unsere einheimischen Reiseführer werden da wohl ein bisschen mehr Training brauchen oder sie sollten einfach öfter mal in die Stadt fahren.

LOL

Danke an Edi und Meta für ihre Gastfreundschaft und die selbst zubereiteten Gerichte, und für den Honig, und danke Meta, für das Türöffnen für uns bei jedem Halt. Wenn ich doch Delores zu Hause dazu bringen könnte, dies auch zu tun…!
Und um dies festzuhalten, falls ich noch einmal nach Bayern kommen sollte, ich werde nicht von dem 1.675 m hohen Berg in das darunterliegende Tal segeln.


Ich werde trainieren, damit wir bis zum Gipfel kommen, so wie all die durchtrainierten Menschen, und damit wir nicht dort steckenbleiben, wo die älteren sitzen und Kaffee trinken. Vielleicht schaffe ich den weniger anstrengenden Weg nach oben, ich denke, Shorty und ich hätten gleich diesen Weg nehmen sollen.

Lakota Motorcycle - Motorrad-Club:
Danke für die Zeit beim Lakota Motorcycle Club, da gab es viele Unterstützer und Freunde. Nur der Totempfahl gab mir zu denken, denn die Lakota hatten nie Totempfähle, sie waren ein Reitervolk und immer unterwegs. Aber ich dachte mir schließlich, das muss wohl zum Stamm der Deutsch-Lakota gehören.

Der Club trifft sich normalerweise donnerstags und zufälligerweise waren wir an einem Donnerstag da. Da war eine Zeitungsreporterin, die uns Fragen stellte über unsere Situation als Indianer. Ich antwortete, dass unser Status als Indianer von der Verfassung der USA reguliert wird. In einem Artikel dieser Verfassung heißt es, dass die Vereinigten Staaten zu den indianischen Völkern gleichberechtigte Beziehungen wie zu anderen Staaten unterhalten. Das Außenministerium und die Behörden des Präsidenten würden keine größeren Unternehmen erlauben.

Unser Besuch beim Lakota Bikers Club war genau das, was wir beabsichtigen - ein kultureller Austausch zwischen der indianischen und der deutschen Kultur mit dem Ziel, Verbindungen zwischen den Menschen zu knüpfen.
 Das ist der Prozess menschlichen Lebens. Danke den Lakota Bikern für ihre Geschenke. Wopila!


Powwow in Frankfurt:

Das Powwow in Frankfurt war ein gutes Powwow für mich. Auch hier gab es einen guten Moderator, so wie in München. Sein Name ist Ingo und er sorgte für gute Stimmung. Wir konnten hier nur einen Tag bleiben, da wir zu einem Familienfest bei meiner Hunka- Schwester und ihrer Familie eingeladen waren.

Ich möchte vor allem Kathy danken, deren Adlerstab ich auf dem Powwow tragen durfte.


Das Powwow in Frankfurt war den Jugendlichen gewidmet, die aus eigener Kraft ein Stück Land in einen Spielplatz verwandelt hatten. Sie wurden von einem älteren Mann namens John angeleitet, der der Jugend des deutschen Stammes die Kultur der nordamerikanischen Indianer beibrachte.

Wie bereits erwähnt, zu der Frage bzgl. indianischer Kleidung auf deutschen Powwows:
Ich finde, ein Powwow ist ein Platz, an dem Mitglieder eines Stammes zusammenkommen, um ihr Dasein als Menschen zu feiern.

Vielen Dank auch meiner Familie Chris und Andrea und Neffe Nico und seiner Freundin Sandra, den Vätern von Chris und Andrea, und der Mutter von Chris, und der anderen Schwestern, und den vielen Nichten und Neffen, all die Namen waren zu schwer für mich zu behalten. Aber ich werde üben und bald werde ich alle ihre Namen kennen.

Von ganzem Herzen – Danke für die Einladung und für die Erinnerung daran, dass wir uns umeinander kümmern sollten, denn manchmal sind die anderen alles was man hat, in schweren und in guten Zeiten, besonders für die Familien. Daran sollten wir tagtäglich denken. Eine Mahlzeit zu teilen, oder ein paar Worte, dies ist es, was uns zusammenbringt.

Es war eine gute Reise, wir sahen den Neckarfluss und viele Burgen und Schlösser, und wir besuchten unsere Freunde, und vor allem haben wir uns nicht verirrt. Zweimal hatten wir uns verfahren, Frankfurt war eine Nachtrundfahrt, und wir fanden erst aus der Stadt heraus, als wir endlich auf das Navigationsgerät hörten. Am besten war das BBQ bei meinem Bruder, was immer sehr lecker ist, und das Essen in seinem Garten, WOW. Und ich erinnere mich an das Essen im chinesischen Restaurant, wo ich viel zu viel scharfe Sauce auf mein Essen tat, aber es hat geschmeckt.

Mit Wopila Tanka will ich meinen Reisebericht beenden, danke für all die guten Worte und für die gemeinsamen Mahlzeiten, auch an Robert und seiner Frau in Augsburg für die Einladung zum Mittagessen. Ich werde immer an die guten Menschen, meine Stammesverwandten in Deutschland denken, und an meine Hunka Familie. Und an Edi und Meta, die ihre Zeit mit uns teilten.

Am meisten werde ich daran denken wie wir uns in den Städten verirrten und dennoch Spaß hatten, und an die Autobahnen ohne Geschwindigkeitsbegrenzung und daran, dass man für die Nutzung der Toiletten bezahlen muss. Dieser Umstand zwang mich, immer eine Geldbörse bei mir zu haben, sodass ich jederzeit die Toilette nutzen konnte. In Bayern roch fast alles nach Essig während unserer Autofahrt, auch das werde ich nie vergessen.
(Schuld war eine ausgelaufene Essigflasche im Auto).

An all diejenigen, die ich vergessen habe zu erwähnen – vergebt mir, ich werde Eure Gesichter und Eure Freundlichkeit in Erinnerung behalten. Auch denjenigen, der mir einen “Canupa“ Anstecker schenkte. Die Adlerfedern, allen, die uns geholfen haben, Wopila. Allen, die uns unterstützen Wopila, Andrea aus Österreich, Santi, Ute und Daniela und allen, die meinen Sohn und das Winterprojekt unterstützen und das MHCGemeindehaus. Die uns in Frankfurt und im Luisenpark in Mannheim begleitet haben. Und an Murray für die Geschenke im Luisenpark und danke an Stefan und Kollegen.

Viele Grüße von Shorty.
Wopila

Wendell W. Yellow Bull 
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