MfA_2_2022

Magazin für Amerikanistik
2. Quartal 2022
1. Die Rosebud Reservation besitzt die größte Büffelherde aller Indianervölker
Rosebud ist Nachbar der Pine Ridge Indian Reservation. Dort leben vor allem Angehörige der Sicangu-Lakota. Der Marketingmanager des Stammes teilte der Presse mit, dass derzeit 750 Bisons auf dem Gebiet der Reservation stehen.
Die Bisons haben für die Lakota nicht nur eine große Bedeutung als Nahrungsquelle – früher lieferte der „Büffel“ Fleisch, Kleidung, Werkzeuge usw. – sondern ebenfalls eine spirituelle, die bis in ihrer Schöpfungsgeschichte zurückreicht. So nennen sich die Lakota auch Tatanka Oyate (Büffelvolk).

Der erste Büffel kam im Oktober 2020 aus dem Badlands National Park zu den Rosebud Lakota. Weitere Tiere spendete die Verwaltung des Wind Cave National Park. Außerdem kaufte der Stamm Bisons von privaten Ranches. Es ist seit Jahren üblich, dass Nationalparks Tiere aus ihren Herden an die Stämme abgeben, da Bisons große Weideflächen brauchen und die Herden in den Nationalparks zu stark anwachsen und dann verkleinert werden müssen.

Die Lakota versuchen, ihr Land ökologisch zu bewirtschaften und dabei spielen auch die Büffel eine große Rolle. Das Bisonfleisch entspricht der traditionellen Ernährung und ist eine gesunde Alternative zu den Angeboten aus dem Supermarkt, so der Marketingmanager des Stammes.

Die Stammesführung hofft darüber hinaus, junge Lakota über die Büffel wieder für die traditionelle Lebensweise und Spiritualität interessieren zu können. Die Bisons sind darüber hinaus wichtig für das ökologische Gleichgewicht in der Prärie.


2. Hotel in Rapid City diskriminiert Indianer
Im März 2022 sorgte ein Sozial-Media-Beitrag einer Hotelbesitzerin in Rapid City (SD) für Aufsehen. Sie hatte öffentlich mitgeteilt, keine Indianer mehr in ihrem Hotel zu dulden – und schickte gleichzeitig eine Rundmail an alle Hotel- und Barbetreiber in South Dakota, in der sie aufforderte ihre Aktion zu unterstützen. Die Proteste ließen nicht lange auf sich warten. Auch eine Klage ist inzwischen anhängig.

Die Hotelbetreiberin argumentierte, es sei ihr unmöglich die netten von den bösen Indianern zu unterscheiden. Vorausgegangen war eine Schießerei in dem Hotel, bei der sowohl der Täter, als auch das Opfer Indianer waren.
Zahlreiche Hotelmanager reagierten mit Unverständnis und Ablehnung auf die Mail der Hotelbetreiberin. Sie sei abstoßend und rassistisch. Der Bürgermeister von Rapid City, postete umgehend eine Entgegnung auf Twitter, dass weder die Schießerei, noch die Reaktion des Hotels die Werte der Bürger von Rapid Citiy wiederspiegelten. Immerhin machen native Amerikaner 12% der Stadtbevölkerung aus.

Wie inzwischen bekannt wurde, hat das gesamte Personal des Hotels aus Protest gekündigt.


3. Kalifornien unterstützt Indianer bei Rückkäufen von Stammesland
Dieses Frühjahr versprach der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom den indigenen Völkern des Bundesstaates 100 Millionen Dollar aus öffentlichen Mitteln, damit sie Ländereien, die ihnen einst weggenommen wurden, zurückkaufen können. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Land, auf dem sich historische Spuren der verschiedenen Ethnien befinden, die so vor Überbauung oder Förderung von Erz und Öl geschützt werden sollen.

Damit löst der Gouverneur ein Versprechen aus seinem Wahlkampf ein.
„Wir wissen, dass die Eingeborenen Kaliforniens immer einen besonderen Bezug zum Land und Wasser hatten“, sagte Newsom. „Wir wissen auch, dass unser Staat diese besondere Verbindung und damit die Basis dieser Völker gewaltsam zerrissen hat.“

Der Gouverneur stellte klar, dass die Förderung nicht wie ein normales staatliches Programm funktionieren soll, bei dem der Staat vorgibt, wie das Geld zu verwenden ist. Die Stämme werden selbst entscheiden, wie sie das Geld einsetzen wollen. Sie können es auch für Maßnahmen dem Klimawandel zu begegnen und die Entwicklung von Arbeitsplätzen verwenden.


4. Arizona hat die meisten diskriminierenden indianischen Bezeichnungen für landschaftliche Sehenswürdigkeiten
Amerika hat eine unleidige Tradition darin, Bezeichnungen und Namen der Ureinwohner diskriminierend zu verwenden. Daher finden dort inzwischen häufig Gespräche zwischen Vertretern der Indianervölker und der Regierung statt, bei denen es um die Umbenennung von Bergen, Flüssen und anderen Orten geht.
Arizona hat die meisten Orte mit abwertenden indianischen Bezeichnungen. So ist in 67 Orten das Wort „Squaw“ enthalten.

Zum Verständnis, warum das ein Problem für viele Indigene ist, muss man wissen, dass der Laut „Squaw“ je nach Stammessprache eine unterschiedliche Bedeutung hat. In der Algonquian-Sprache bedeutet der Begriff schlicht „Frau“. Ein ähnlicher Laut in der Mohawk-Sprache bedeutet dagegen „Vagina“. Und in der Vergangenheit benutzten Weiße den Begriff mit negativer Konnotation, etwa mit der Bedeutung „Schlampe“. Bekannt ist ja auch die abfällige Bezeichnung „Squaw-Man“ für einen Weißen, der mit einer Indianerin verheiratet war.

Aus diesem historischen Hintergrund heraus hat man sich darauf geeinigt, Bezeichnungen, in denen das Wort enthalten ist, umzubenennen.
Hinzu kommt, dass indigene Frauen auch heute noch vermehrt Opfer von Gewalt und Missbrauch werden – und dabei ebenfalls als „Squaw“ bezeichnet werden. „Das ist eine Herabwürdigung dieser Frauen, die noch immer unter Diskriminierung und Gewalt leiden“, so eine Sprecherin der Choctaw.

Allerdings werden nicht alle Orte mit diesem Begriff umbenannt, sofern sie bereits historisch, also von den indigenen Völkern selbst, so benannt wurden. Der „Squaw-Beach“ im Mohave County ist einer dieser Orte.

Generell geht es darum respektlose oder diskriminierende Begriffe abzubauen. Wenn das Vielvölkerland Amerika zusammenwachsen will, geht das nur auf der Basis von gegenseitigem Respekt.


5. Cherokee investieren 120 Millionen in Wohnungsbau
Im Frühjahr verkündete Chuck Hoskins, seit 2019 Präsident der Cherokee, ein ehrgeiziges Wohnungsbauprojekt. Vor allem für ältere und behinderte Stammesmitglieder sollen neue Wohnungen gebaut werden und bestehende renoviert. In einem ersten Schritt sind dafür 30 Millionen USD vorgesehen, das Gesamtprogramm umfasst 120 Millionen USD.

Der Stamm will damit nicht nur die Lebenssituation vieler Menschen verbessern, sondern auf diesem Wege auch neue, qualifizierte Arbeitsplätze schaffen. Die Wohnungen sollen modernem Standard entsprechen und die Stammesregierung will dafür sorgen, dass die Mieten auch für Menschen mit geringem Einkommen bezahlbar sind.

Der Stamm wird die Mittel zum großen Teil aus eigenen Einnahmen bestreiten, erwartet aber auch Zuschüsse von der US-Regierung, die vor kurzem den „American Rescue Plan“ vorgelegt hat, eine gigantische Investitionssumme für die Erneuerung von Straßen, Brücken und Gebäuden.


6. Die Biden-Regierung beantragt Rekordsumme für den indianischen Gesundheitsdienst
In dem neuen Staatshaushalt für 2023 sind erhebliche Erhöhungen für indianische Gesundheitsprogramme in den nächsten 10 Jahren enthalten. In einem Informationsblatt des Weißen Hauses heißt es:
„Zum ersten Mal in der Geschichte der USA wurde der Haushaltsentwurf des Präsidenten in direkten Konsultationen mit den Stammesregierungen gestaltet. Damit wird deren Souveränität anerkannt.“

Allerdings ist das Budget des Präsidenten ein formeller Vorschlag, der letztlich vom Kongress abgesegnet werden muss. 2022 hat der Kongress die geplanten Ausgaben für den Indian Health Service gekürzt. Für 2023 sieht das Budget eine Summe von 9,1 Milliarden Dollar vor, 3 Milliarden mehr als bisher.

Das Geld soll nicht nur für Behandlungen, sondern auch für die Modernisierung von Kliniken, medizinischem Gerät und Entlohnung des medizinischen Personals verwendet werden.

Die Indigenen sehen einen Politikwandel, nicht nur in den Budgetplanungen, sondern auch anderen Entscheidungen der Regierung, wie beispielsweise der Übergabe von Nationalparks in die Verwaltung der Stämme.


7. Arizona soll gegen ehemalige Boarding Schools ermitteln
Bekanntlich hatten die ehemaligen Boarding Schools (Residential Schools in Kanada) aus Sicht der Natives schlimmere Folgen als Landverlust und Kriege. Durch die Bestrebungen den indigenen Kindern das „Indianische“ auszutreiben, um sie zu „guten amerikanischen Bürgern“ zu erziehen, wurden nicht nur Familien zerstört und die Kultur vieler Stämme, sondern auch unzählige Kinderseelen traumatisiert. Über die Zustände, die an den Schulen herrschten, wurde inzwischen ja des Öfteren auch bei uns berichtet. So zuletzt über die Leichenfunde auf dem Gelände kanadischer Indianerinternate.

Die Kongressabgeordnete Jenifer Jermaine hat in Arizona nun beantragt, dass eine parlamentarische Untersuchung der Boarding Schools durchgeführt wird, um nicht gekennzeichnete Gräber auf dem Gelände dieser Schulen zu finden. Mrz. Jermaine gehört selbst der White Earth Nation an und forderte das Innenministerium auf, alle 51 ehemaligen und derzeitigen indianischen Internate in Arizona zu untersuchen. In den USA gab es 367 dieser Indianerinternate, Arizona hatte die zweithöchste Zahl davon. (Oklahoma hatte 83)

Hierzu sollen mobile Tiefenradargeräte eingesetzt werden, wie bereits in Kanada geschehen. Damit lassen sich auch Gräber finden, die an der Oberfläche nicht mehr erkennbar sind.

Einen weiteren Gesetzentwurf gibt es von Senator Steele. Er und Jermaine wollen auch ein Komitee zur Untersuchung über ermordete und vermisste indigene Frauen einrichten.

Die US-Innenministerin Deb Haarland hat inzwischen eine Überprüfung der Internatsrichtlinien in den USA angekündigt.

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